Jahresausblick 2020

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Jahresausblick 2020

Die Wirtschaft steht auch im kommenden Jahr auf eher wackligen Beinen. Vieles hängt von der Entwicklung der Beziehungen zwischen Washington und Peking ab. Ein Rückschlag der sich abzeichnenden Annäherungen könnte eine bereits geschwächte Industrie empfindlich treffen, was auf Dauer auch auf den Dienstleistungssektor und über Einsparungen bei Arbeitskräften auf die Konsumentenstimmung und den Privatkonsum überschwappen und schliesslich zu einer weiteren Konjunkturabkühlung führen könnte. Andererseits würde eine Entschärfung politischer Risiken, zusammen mit der vorherrschenden expansiven Geldpolitik und einem insgesamt positiven Fiskalimpuls, zu einer Erholung des Wirtschaftswachstums führen.

Insgesamt bescheidenes Wirtschaftswachstum

Das wahrscheinlichste Szenario ist jedoch eine Fortsetzung des Weltwirtschaftswachstums auf oder leicht unter der langfristig nachhaltigen Wachstumsrate. Politische Ereignisse wie der Brexit, die US-Präsidentschaftswahlen, die Proteste in Hong Kong und mögliche weitere Handelsbarrieren der USA gegen die EU werden auch 2020 für Unsicherheit sorgen und das Wachstum belasten. Andererseits wirken eine expansive Geldpolitik und in der Tendenz steigende Staatsausgaben unterstützend. Die USA und China leisten sich weiterhin ein hohes Fiskaldefizit. Andere Länder wie Japan und Grossbritannien sind dabei, ihre Schulden zu erhöhen. In den nördlichen europäischen Ländern hält man sich noch zurück. Im Fall von schleppenden Wachstumsraten haben aber gerade Länder wie Deutschland, Holland und Schweden viel Spielraum für Konjunkturpakete. Die wichtigste Komponente des Bruttoinlandprodukts, der Privatkonsum, sollte auch im nächsten Jahr durch den robusten Arbeitsmarkt Unterstützung finden.

Kampf um globale Vorherrschaft

Der Handelskrieg zwischen den USA und China hat einen bedeutenden Einfluss auf die weitere Entwicklung der Konjunktur. Der Kampf der beiden Grossmächte dreht sich nicht nur um kurzfristige Handelsbarrieren, sondern um nichts Geringeres als die globale Vorherrschaft, ob technologisch, politisch, wirtschaftlich oder militärisch. Eine sofortige und vollständige Rücknahme der schon eingeführten Zölle zwischen den USA und China erachten wir als unwahrscheinlich. Gleichzeitig haben beide Länder kein Interesse an einer weiteren Eskalation. Im Hinblick auf die Präsidentschaftswahlen ist Trump an einer Stabilisierung der Wirtschaft interessiert. Gerade die für die Wiederwahl entscheidenden Swing-States leiden unter den Einfuhrbarrieren von US-Gütern in China. Zudem bedeuten in den USA aufgrund positiver Schlagzeilen steigende Aktienkurse üblicherweise höhere Zustimmungsraten für den US Präsidenten. Zusammenfassend erwarten wir keine nachhaltige Lösung, aber zumindest einen Waffenstillstand.

Stabilisierung der Industrie

Tritt diese Annahme ein, werden die Unternehmen wieder vertrauen schöpfen und vermehrt investieren. Die Stimmungsindikatoren zeigen schon seit einigen Monaten eine Bodenbildung an. Setzt sich dieser Trend fort, kann im nächsten Jahr eine Erholung im Produktionssektor stattfinden. Davon profitieren würden in erster Linie die asiatischen Märkte und exportabhängige Länder wie Deutschland und die Schweiz.

Ausblick Märkte 2020

Am Tiefzinsumfeld wird sich in absehbarer Zeit nichts ändern. In diesem Anlageumfeld bleiben Obligationen zu einem grossen Teil nicht investierbar und Vermögenswerte mit hohen Überschussrenditen werden gesucht. In der Konsequenz sehen wir gute Chancen für eine weitere Zunahme des Risikoappetits der Anleger und Zuflüsse in Aktien und Immobilien. Aktien bleiben relativ zu anderen Anlageklassen, insbesondere Obligationen, weiterhin attraktiv und die anhaltend hohe Liquidität der Notenbanken wird die im historischen Vergleich eher hohe Bewertung von Aktien weiterhin unterstützen. Allerdings bleiben die Aktienmärkte nach einer herausragenden Entwicklung 2019 anfällig auf politische Unsicherheiten und enttäuschende Konjunkturindikatoren.

Positionierung 2020 und danach

In diesen Tagen erreichen uns täglich Einschätzungen von Ökonomen rund um den Globus zum Konjunkturausblick. Die Meinungen gehen meist auseinander und bleiben oft vage. Vorhersagen werden abhängig gemacht von politischen Entscheidungen, die wiederum schwierig prognostizierbar sind. Am Ende folgen oft daraus abgeleitete Handlungsempfehlungen für das nächste Jahr, mit nachweislich eher mässigen Erfolgen. Auch wir verfolgen die Geschehnisse am Markt und in der Wirtschaft. Den Fokus unserer Analyse legen wir jedoch auf die Identifizierung tiefgreifender, struktureller Veränderungen in der Wirtschaft und Gesellschaft. Die daraus abgeleiteten langfristigen Anlagethemen leisten einen erheblich grösseren Beitrag zum Anlageerfolg. Aufgrund dieser tiefen Überzeugung stellen wir Ihnen fünf erfolgsversprechende Anlagethemen inklusive konkreter Empfehlungen für das nächste Jahr und das kommende Jahrzehnt vor.


Anhaltend tiefes Zinsniveau

Die zunehmende Überalterung und der strikte Finanzhaushalt in Europa führen zu einem kontinuierlichen Anstieg der Sparguthaben. Gleichzeitig benötigen die Unternehmen immer weniger Kapital. Das Resultat ist ein strukturelles Überangebot an Sparkapital und auf lange Sicht tiefe Zinsen. Vor dem Hintergrund eines anhaltend tiefen Zinsniveaus haben wir eine ausgeprägte Präferenz für Sachwerte, insbesondere Aktien und Schweizer Wohnimmobilien ohne Bewertungsaufschlag (ImmoVision1, ImmoVision2). Bei der Aktienauswahl bevorzugen wir dividendenstarke (Zurich Insurance, Allianz) und konjunkturresistente defensive Aktien (Barry Callebaut, Nestlé, Unilever) sowie Unternehmen mit hohen Exzellenz-Werten (Givaudan, LVMH).


Medizintechnik

Der Bereich „Medizintechnik und Dienstleistungen" macht 85-90% der Wertschöpfung im Gesundheitswesen aus und entspricht 10% der globalen Wirtschaftsleistung. Die demografische Entwicklung, der zunehmende Wohlstand und der dadurch wachsende Anspruch an Lebensqualität sowie der stetige technologische Fortschritt erzeugen eine langfristig steigende, stabile und nicht zyklische Nachfrage. Hohe Anforderungen an technische Fähigkeiten und Innovation, Skaleneffekte und Patentschutz führen in dieser Branche zu hohen Eintrittshürden und folglich zu überdurchschnittlicher Profitabilität der Unternehmen. Unser Favorit auf dem Gebiet ist der Fonds „BB Adamant Medtech & Services" von Bellevue Asset Management.


Technologie

Der hohe Kostendruck und die Allgegenwärtigkeit von Technologie haben die Nutzung neuer Technologien beschleunigt und die Eintrittsbarrieren für neue Wettbewerber gesenkt, wodurch ein nahrhafter Boden für bahnbrechende Innovationen entstanden ist. Auch im nächsten Jahrzehnt wird die Technologie der Haupttreiber für Produktivitätsgewinne sein. Wir investieren direkt in Inficon, Logitech, VAT, Amadeus IT und SAP sowie indirekt über den kostengünstigen Invesco EQQQ NASDAQ-100 ETF.


Pharma

Die Pharmaindustrie wächst langfristig aufgrund der zunehmenden Überalterung und dem steigenden Wohlstand überdurchschnittlich. Während Medikamente zur Symptombehandlung unter Preisdruck geraten, verschiebt sich der Fokus auf die Bereiche Vorbeugung, Diagnostik und personalisierte Medizin, in welchen Novartis und Roche gut positioniert sind.

Asien

Die Weltwirtschaft wächst vor allem in Asien. Auch Handelsbarrieren können den Aufstieg Chinas nicht zurückhalten, sondern beschleunigen die Entwicklung der eigenen Binnenwirtschaft und eines entkoppelten Kapitalmarktes. Um von diesen Trends zu profitieren, investieren wir in exzellente Unternehmen mit einem hohen Umsatzanteil in Asien. Zusätzlich investieren wir in asiatische Unternehmen mit den drei aktiv verwalteten Fondslösungen Mirae Asia Sector Leader Equity Fund, Blackrock China A-Share Opportunities Fund und Galileo Vietnam Fund.


Als gezielte Beimischung investieren wir in qualitativ hochwertige Industrietitel wie Forbo, Kühne+Nagel, Schindler und Deutsche Post sowie in weitere Unternehmen mit einer hohen Exzellenz im attraktiven Small & Mid Caps Segment durch unsere Baumann Partner Fonds „Aktien Schweiz Small & Mid Caps" und „European Excellence". Wir meiden bewusst die sich in einem strukturellen Umbruch befindenden Banken, Automobilhersteller und die dazugehörige Zuliefererindustrie sowie Unternehmen, die einen Grossteil ihres Umsatzes mit fossilen Brennstoffen erwirtschaften.

14.01.2020
Simon Lutz
Leiter Anlagestrategie



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