Risiken beim Passiven Investieren

Die Investitionen in passive Anlageinstrumente sind in den letzten Jahren rapide angestiegen und haben sich jüngst nochmals deutlich akzentuiert. Die sogenannten ETFs (Exchange traded funds) oder Indexfonds ziehen durch ihre vorteilhafte Kostenstruktur vermehrt das Interesse der Anleger auf sich. Meistens wird aber nur von den Vorteilen gesprochen. Hier möchte ich Ihnen einige Risiken aufzeigen, die jeder beim Passiven Investieren kennen sollte:

  • Teure Aktien werden gekauft - Qualität verliert an Bedeutung
  • Systematisches- und Konzentrationsrisiko erhöht
  • Überrendite gegenüber ETF und Indexfonds
  • Passive Trittbrettfahrer

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Teure Aktien werden gekauft - Qualität verliert an Bedeutung

Die meisten traditionellen Aktienindizes werden durch die Marktkapitalisierung der enthaltenen Aktien gewichtet. Aktientitel, die sich in der Vergangenheit am besten entwickelt haben, erhalten somit das grösste Gewicht im Index. Dies wiederum führt zu dem Effekt, dass Anleger bei Indexanpassungen dazu gezwungen sind, Aktien mit einer hohen Bewertung zu kaufen und günstigere Aktien zu verkaufen. Folglich wird teuer gekauft und billig verkauft. Das ist ein klarer Widerspruch gegen den altbewährten Ansatz „kaufe billig, verkaufe teuer“. Beim Passiven Investieren spielt es darüber hinaus keine Rolle, ob eine Firma ein gutes Produkt hat, eine hohe Dividende bezahlt oder über eine solide Bilanz verfügt. Solche Qualitätsmerkmale können aber durchaus zu einer Mehrrendite führen.

Systematisches- und Konzentrationsrisiko erhöht

Viele Indizes weisen ein hohes Konzentrationsrisiko auf, das heisst, wenige Unternehmen machen einen grossen Anteil des Indexes aus. Beim bekannten MSCI World Index haben die zehn grössten Aktien bereits ein Gewicht von 11,24 %. Sobald einer dieser Schwergewichte in turbulente Zeiten gerät, werden die Auswirkungen im Index zu spüren sein. Zeitgleich ist ein passiver Anleger gezwungen, die Valoren eines solchen Schwergewichtes zu halten. Dadurch muss er sich mit der Tatsache des Konzentrationsrisikos abfinden.

In den letzten Jahren ist der Geldfluss in ETFs markant angestiegen. Im gleichen Zeitraum hat die Aktienkorrelation und die Volatilität von Aktien mit hoher Marktkapitalisierung ebenfalls zugenommen. Folglich können passive Fonds durch den gleichzeitigen gezwungenen Handel zu dieser Volatilität beigetragen haben. Möglicherweise haben die passiven Anleger somit ihr titelspezifisches Risiko durch ein viel grösseres systematisches Risiko ersetzt. Dieses ist jedoch nicht diversifizierbar. Heute lässt sich aber noch nicht genau definieren wie hoch der Anteil der passiven Produkte an dieser Entwicklung ist.

Überrendite gegenüber ETF und Indexfonds

Die weitverbreitete Meinung, dass aktiv verwaltete Fonds keine Mehrrendite erwirtschaften können, ist in vielen Fällen nur auf die Transaktionskosten und Gebühren zurückzuführen. Laut einer Studie der NYU Stern School of Business sind die aktiven US-Manager im Durchschnitt in der Lage, eine Überrendite gegenüber Indizes zu erwirtschaften. Allerdings nur dann, wenn Gebühren und Transaktionskosten nicht berücksichtigt werden. Aktuell findet aber ein klarer Trend zu kostengünstigeren Lösungen im aktiven Management statt. 

Passive Trittbrettfahrer

Passive Anleger vertrauen darauf, dass aktive Anleger ihr Geld effizient und wohlüberlegt in Aktien anlegen, die auf lange Sicht erfolgreich sein werden. Somit nimmt die Marktkapitalisierung dieser Unternehmen zu. Das führt dazu, dass sie in den Indizes geführt werden. Sollte die Anzahl an aktiven Anleger fortlaufend abnehmen, ist irgendwann eine Schwelle erreicht, bei der es zu wenig aktive Anleger gibt, um die Geldströme zu den qualitativ hochwertigen Unternehmen zu leiten. Infolgedessen könnten Ineffizienzen am Markt auftreten. Je mehr Ineffizienzen am Markt, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass aktive Investoren die passiven schlagen.

Unsere einzigartigen Anlagen

17.05.2018
Tom Steiner
Leiter Kompetenzzentrum Anlagen



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